Donnerstag, 4. September 2008

Schlechte Ideen sind wie ein Furz.

Sie müssen raus. Und danach geht es einem meistens besser.

Schlechte Ideen blockieren dein Denken und du kommst immer wieder auf sie zurück. Also ist es für alle das Beste, man schreibt sie auf, denn damit macht man die Gehirnwindungen frei für die interessanteren Ideen.

Wenn ich ein Briefing bekomme und mich hinsetze, um mir Ideen zu überlegen, dann schreibe ich erst mal recht wahllos die Gedanken auf, die mir spontan in den Sinn kommen. Ganz klar, dass da viele platte Ideen, schlechte Gedanken, blöde Wortspiele, dumme Analogien dabei sind.

Der ein oder andere jüngere Leser wird sich jetzt vielleicht die Frage stellen, was ist eigentlich platt?

Ein Beispiel. Stell dir vor, du müsstest eine Headline für Sixt entwickeln, in der ein günstiger Mercedes-Mietwagen beworben werden soll.

Du schreibst: Sixt holt Ihnen die Sterne vom Himmel.

So eine Zeile ist wohl unumstritten ein ganz flacher Witz.
Nahe liegend. Unüberraschend. Reklamig.

(Sixt als Beispiel habe ich deshalb ausgewählt, weil dadurch für Einsteiger sehr anschaulich wird, wo die Latte hängt. Bei Headlines. Denn Sixt ist eine klassische Headline-Kampagne).

Nun der Gegenentwurf zum platten Sternenhimmel: Ist es nicht ungerecht, dass ihr Müll immer Mercedes fährt, und Sie nicht?

Diese Headline wurde vermutlich schon so oft zitiert, dass ich sie eigentlich nicht verwenden sollte, aber sie ist genial und hat es verdient, von mir noch mal erwähnt zu werden. Wenn du mit mir einer Meinung bist, kannst du hier weiterlesen.

Kommen wir also zurück auf das Ablassen von schlechten Ideen.

Ich muss feststellen, dass dieser Blog eine Entschlackung meiner Gehirnwindungen ist. Die Mayr-Kur für meinen Kopf. All der Erfahrungsmüll, der sich über die Jahre angesammelt hat, möchte endlich mal raus. Ich kann nur hoffen, dass ihn da draußen ein paar Leute recyclen können. Interessanterweise dringe ich beim Schreiben meiner Posts in längst vergessene Gedankenregionen vor. Das ist irgendwie spannend für mich, denn es motiviert, beim täglichen Ausdenken wieder spontaner los zu schreiben. Nur so kommen immer wieder interessante Perspektiven hoch. Ein guter Humus für ungewöhnliche Ideen.

Für schlechte Ideen muss man sich übrigens nicht schämen. Ich habe mit einigen der profiliertesten deutschen Kreativen zusammen gearbeitet und man glaubt gar nicht, mit was für Scheiß Ideen die manchmal in Meetings kamen. Ich denke, auch meine Leute verdrehen häufiger die Augen, wenn ich mit irgendwelchen Ideen am Konferenztisch aufpoppe. Aber diese Ideen regen sehr oft den Ehrgeiz des Teams an, es besser zu machen, weil sie es dem Alten zeigen möchten.

Manchmal helfen selbst die schlechtesten Ideen, wenn sie schon veröffentlicht wurden, den Boden für bessere zu bereiten. Weil der Kunde merkt, dass kein Mensch sich mit seinen Botschaften auseinander setzt.

Aber, um ehrlich zu sein, das ist die Ausnahme.

Tipp 4: Schreibe ruhig alle schlechten Ideen auf, dann hast du mehr Platz im Kopf für die guten.



Die Headline ein Klassiker. Die Kampagne auch. Es gibt kein
besseres Beispiel für Einsteiger, um zu begreifen,
wo die Latte bei guten Headlines hängt. Mehr davon hier.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Einige glauben an dieses Konzept, ich persönlich nicht. Vielmehr glaube ich an das sogenannte River-Jumping. Das ist eine Technik die im Buch "Sticky Wisdom - How to start a creative revolution at work" (einfach mal bei Amazon eingeben) erklärt wird. Eigentlich ein Buch für Unternehmen, aber wer kreativ arbeiten will sollte ja auch verstehen, wie das wichtigste Werkzeug dabei, das Hirn, funktioniert. Und besser als "Kribbeln im Kopf" ist es allemal. Egal.

Die Theorie hinter River-Jumping ist einfach nur, dass sich unser Gehirn bestimmte Muster einprägt und auf ähnliche Situationen anwendet. Das heißt vereinfacht wenn ich mal eine gute Anzeige für ein Auto gesehen habe und dann ein Briefing für eine Automarke vor mir liegen habe, dass man Gehirn dann automatisch diese Anzeige ausspuckt oder nach anderen Autoanzeigen, die man mal gesehen hat, sucht. Es bleibt der Theorie nach also in einem River. Dem Auto-River. Und wird auf ein Problem immer wieder auf dieses Wissen zurückgreifen.

River-Jumping heißt, dass man versucht diesen Strom zu verlassen. Man denkt also zum Beispiel nach, wie ein ähnliches Problem in einem anderen Bereich gelöst wurde. Wenn man bei Anzeigen bleibt also Sportmarken, Streichkäse oder was weiß ich. Dadurch verlässt das Gehirn den River "Auto" und springt rein in "Gummibärchen". Und schon hat man ganz andere Ideen.

Das ist jetzt wahnsinnig vereinfacht und sehr simpel erklärt, lest halt das Buch. Und Inspiration sollte am besten eh nie aus der Werbung kommen. Die guckt man sich nur an, um zu wissen was schon gemacht wurde oder was gut ist. Nicht um sich inspirieren zu lassen.

Zschaler hat gesagt…

Wenn ich über dein River Jumping nachdenke, so ist das, was ich mit dem Ablassen der schlechten Ideen beschrieben habe, eigentlich nichts anderes.

Man lässt den "Auto-River" ab, bis das geistige Flußbett trocken ist und geht dann mutigen Fußes hinüber zum reißenden Gummibärchenstrom.