Sonntag, 26. Oktober 2008

Die wirklich neuen Medien sind nicht planbar.

Altes Testament, neues Testament.

Altes Europa, neues Europa.

Alte Medien, neue Medien.

Immer wieder in der Geschichte steht die Menschheit vor Systemveränderungen. Das Schlagwort „neue Medien“ treibt in jüngster Zeit die Kommunikationsbranche vor sich her.

Die neuen Medien im engeren Sinn sind die digitalen Möglichkeiten, die sich inzwischen ergeben.

Während Plakat, Anzeige, TV-Spot die alten Medien sind, wurden Banner, Pop-ups, Layer etc. unter neue Medien subsummiert.

Dabei sind auch diese Werbeträger inzwischen schon alte Medien, die, wenn nicht intelligent gemacht, genauso nerven wie eine dumme Anzeige oder ein mieser TV-Spot.

Die eigentlichen neuen Medien sind keine planbaren Medien, sondern das sind kommunikative Bewegungen.

Man entwickelt ein Konzept und setzt damit eine Mund-zu-Mund-Propaganda in Gang (Word of Mouth), deren Umfang nicht planbar ist.

Die hohe Schule von WoM ist, mit möglichst wenig finanziellen Einsatz eine möglichst große Geschichte in Gang setzen.

Eine gewisse Zeit lang dachte jeder, man kreiert einen viralen Spot, der so schräg ist, dass die Leute ihn verschicken. Doch auch dieser Mechanismus ist schon ausgeleiert.

Man muss etwas kreieren, das so noch nie da war.

Eine anspruchsvolle Herausforderung, aber wer sie meistert, bekommt dafür auch uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Interesse.

Die neuen Medien sind eigentlich keine Werbeträger, die neuen Medien sind Menschen.

Menschen, die den Inhalt und die Form, wie eine Marke den Inhalt verbreitet, so gut finden, dass sie zum Botschafter der Marke werden.

Ein Meister dieser Mechanik ist Pius Walker mit seiner „kleinsten Werbeagentur der Welt“ in Zürich. Er hat schon einige Kampagnen entwickelt, die mit wenig bis keinem Mediabudget auskommen mussten, aber es in alle Munde geschafft haben.

Am Freitag habe ich Euch die Amnesty International City-Light-Kampagne gezeigt, heute ist es eine Aktion, die er unter dem gleichen Kampagnen-Motto "Es geschieht nicht hier, aber jetzt" auf e-bay gestartet hat.

Mit mehr als 200 Online-Anzeigen, getarnt als Verkaufsangebote für Autos, Fernseher oder Computer, hat Pius für Amnesty International darauf aufmerksam machen, dass Menschen heute wie Waren verkauft werden.

Ziel der Aktion ist es, die Öffentlichkeit für das Thema Menschenhandel zu sensibilisieren. Alleine in Europa werden pro Jahr rund 500.000 Frauen und Mädchen verkauft, versklavt oder in die Prostitution gezwungen.

200 verschiedene Mitglieder der Menschenrechtsorganisation haben Verkaufsanzeigen online aufgeschaltet, um eine gewisse Breite der Aktion zu ermöglichen.

Die Resonanz und der Presserummel zu dieser Aktion war enorm.

Für die Verbreitung dieser Idee hat Pius Walker keine Media-Agentur benötigt.

Word-of-Mouth-Advertising ist die stärkste Form, Werbung für eine Marke (oder eine Sache) zu machen. Die Menschen erzählen anderen Menschen, was sie interessant finden.

Sie geben quasi eine Empfehlung ab.

Etwas Besseres kann einer Marke nicht passieren.


Tipp 39: Der beste Werbeträger der Welt ist die Weiterempfehlung.






Kein Mediabudget, und trotzdem ein riesiger Mediarummel, als es bekannt wurde.

Eine e-bay-Versteigerungsaktion, in der mit 200 individuell getexteten Angeboten auf den Handel mit Frauen durch Amnesty International aufmerksam gemacht wurde. Agentur Walker, Zürich.

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