Donnerstag, 9. Oktober 2008

Wie man TV-Treatments schreibt.

Das dürfte für Erleichterung beim ein oder anderen sorgen: Um ein gutes Treatment zu schreiben, braucht man kein begnadeter Texter zu sein.

Eher ein guter Geschichtenerzähler.

Es gibt drei Grundregeln: Möglichst einfach. Möglichst kurz. Möglichst überraschend.

Schreibe so, als würdest du eine Geschichte chronologisch nacherzählen (Treatment = Abhandlung).

Beschreibe die Geschichte nicht auschweifend. Lieber kurze Sätze. Und einfache Worte. Statt lange Sätze. Und komplizierte Erklärungen.

Lieber Subjekt Prädikat Objekt statt Schachtel, Schachtel, Schachtel (gilt übrigens genauso für Anzeigencopies).

Versuche zu allererst, die Geschichte so zu schreiben, dass die Idee verstanden wird. Dann kannst du dir überlegen, wo sich noch überraschenden Elemente einbauen lassen.

Wenn es keine klassische Geschichte ist, sondern eine strategische oder konzeptionelle Idee (siehe "Whopper Freakout"), dann beschreibe das Konzept und beispielhafte Szenen, die sich daraus ergeben können. Beschreibe ein Szenario.

Das Medium Film lebt von Überhöhungen (larger than life) und überraschenden Wendungen.

Lege Wert auf ungesehene Situationen oder ungewöhnliche Zusammenhänge. Doch bei aller Überhöhung solltest du ebenso darauf achten, dass die Botschaft nicht verkompliziert wird. Oder der Film zu reiner Kunst mutiert.

Überlege dir gut, welche Gefühle beim Betrachten des Filmes ausgelöst werden sollen? Schmunzeln, Lachen, Angst, Ekel, Neugier, Spannung, Nervosität, Sicherheit?

Und natürlich: Nutze zur Präsentation Bilder, um dein Treatment zum Leben zu erwecken.

Füge ein oder mehrere Mood-Bilder dem Treatment bei. Bilder, die eine Schlüsselsituation beschreiben. Oder eine Stimmung (mood). Zeige eine Sequenz aus einem Kinofilm oder von sonst wo her (mal wieder: YouTube).

Wenn es eine ganz wichtige Kunden-Präsentation ist:

Schneide ein Repomatic, Stilomatic oder sonst ein Matic (schicke Namen gibt es viele – bei dieser Art Video wird einfach eine Botschaft/Handlung/Szenerie durch bestehende Bilder, Fotos, Filmsequenzen und Musik so zusammengeschnitten, das der Kunde einen ersten Eindruck von der Wirkung des Filmes hat).

Die heutige Software (iMovie etc.) und das Internet machen es einem leicht (mein Gott, was haben wir uns früher mit Videotapes einen abgefummelt).

Die Gefahr: ein Sonstwie-Matic löst hohe Erwartungen aus, die der Film später vielleicht nicht halten kann. Weil gar nicht das Budget da ist, um diese tollen Bilder zu schaffen, die du dir aus Kinofilmen zusammengeklaut hast.

Immer noch eine gute alternative Lösung: du visualisierst deinen Film ganz klassisch mit einem Storyboard.

Häufig hilft schon die Strichmännchen-Version.

Vergiss Musik nicht.

Musik ist ein sehr wichtiges Element für Film und Emotionen. Wenn sie gar Teil deiner Idee ist, denke intensiv über den Musiktitel nach. Bedenke, dass Musik, die bekannt ist, teuer eingekauft werden muss. Je bekannter, desto teurer.

Beatles? U2? Coldplay? Habe ich in 21 Jahren nicht geschafft.

Wenn der Musiktitel nicht so wichtig ist, d.h. der Film zwar eine Musik braucht, aber keine bekannte Musik, dann verlass dich ruhig auch auf Regisseur und Cutter. Die graben oft gute Titel aus. Und machen dir Vorschläge, welche Art Musik zum Film passen könnte (wird dann von Studios/Komponisten nachempfunden).

Das Treatment für deinen Creative Director darf natürlich viel knapper geschrieben sein als das Treatment, welches später dem Kunden präsentiert wird. Es sei denn, er ist begriffsstutzig. Oder so ein Typ Kundenanwalt.

Mich persönlich nerven episch geschrieben Treatments (alles über eine DINA4 macht mich nervös – vor allem, wenn es um 15 Sekunden Spots geht).

Die wichtigsten Handlungsstränge des Filmes reichen mir fürs erste, um eine Meinung zu bilden.

Noch etwas wichtiges:

Behalte die Zeit sehr gut im Auge. 30 Sekunden sind verdammt kurz. 15 Sekunden taugen schon gar nicht für eine Geschichte. Das kann dann nur noch eine Art Vignette sein.

Ein letztes.

Vermeide Formulierungen wie: Eine Frau, vermutlich mit einem Arzt verheiratet, kommt in ein Wartezimmer.

Tipp 29: Schreibe nur das in ein Treatment, was man sehen kann.



Treatment TV-Spot "Notfall" für den Skoda Roomster 2007.

Eine klassische Geschichte wird erzählt.






TV-Spot "Notfall", 30 Sekunden.

Finde die Unterschiede zum Skript.






Treatment TV-Spot "Torture Test" für die Marke Skoda zur Tour de France 2006.

Keine klassische Geschichte. Es werden mögliche Vignetten-Szenarien beschrieben.



TV-Spot "Torture Test" , 30 Sekunden.

Vom Treatment ist nur die konzeptionelle Idee übrig geblieben. Selbst das Chart am Ende hat sich geändert.

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