Donnerstag, 20. November 2008

Werbung aus aktuellem Anlass.

Altbundeskanzler Helmut Schmidt steht zum Rauchen. Und hat sich mit seiner Pro-Raucher-Haltung in der Öffentlichkeit ziemlich renitent gegeben. (Langsam mutiert er zum Franz Beckenbauer der Politikszene. Oder umgekehrt.).

Jedenfalls war seine Raucher-Haltung vor kurzem das Thema auf den Titelseiten von vielen Tageszeitungen.

Die Meissner Porzellanmanufaktur hat daraus jetzt eine Anzeige gemacht. Besser gesagt, Scholz & Friends hat das für die Porzellanmanufaktur getan.

So sieht sie aus:





Vielleicht haben sich die Scholz-Kreativen gedacht, was schon mit Marcel Reich-Ranicki – nach seinem TV-Aussetzer beim Deutschen Fernsehpreis – für die FAZ gut funktioniert hat, wiederholen wir noch mal für die Sächsischen Porzellanbrenner.





Ganz ruhig, ihr Gelben aus Berlin, ich will hier gar nicht darüber debattieren, dass das gleiche Prinzip innerhalb von kurzer Zeit zwei verschiedenen Kunden umgehängt wurde.

Im Gegenteil, ich finde den Ansatz absolut empfehlenswert, Werbung mit aktuellem Bezug zu entwickeln.

Das passiert in diesem Land viel zu wenig.

Für mein Empfinden ist das immer noch eines der stärksten Stilmittel, um Aufmerksamkeit zu gerenrieren und Botschaften zu transportieren.

Einmal mehr muss man konstatieren, dass Sixt hier vorbildlich unterwegs ist und den permanenten aktuellen Bezug zu einer starken Säule seiner Kampagne gemacht hat (siehe Beispiel unten).

Sixt greift immer wieder aktuelle politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder soziale Themen auf – mit der nötigen Provokanz – und macht Anzeigen daraus.

Eine der bekanntesten Sixt-Anzeigen war das Motiv zur Miles-and-More-Affaire von Oskar Lafontaine. Der Oberlinke hat sogar dagegen geklagt, ist aber gescheitert.

Aktualität als Aufhänger für Kampagnenideen, Motive oder Spots ist einer der stärksten Treiber, wenn man hohe Aufmerksamkeit und Relevanz zugleich schaffen will. Natürlich nur, wenn einem eine glaubwürdige Brücke zur Produkt- oder Marken-Botschaft gelingt.

Die Betrachter respektieren, dass die Marke auf Ballhöhe ist und das sie sich mit den momentanen Themen/Problemen/Sorgen der Menschen auseinander setzt.

Auch zeigt der Aktualitäts-Bezug häufig einen großen Sinn für Humor, denn meistens wird das jeweilige Thema augenzwinkernd als Aufhänger genutzt.

Aktualität in der Werbung birgt natürlich auch Gefahren, nämlich dass man zu spät auf den Zug aufspringt.

Wer jetzt Motive oder Spots zum Thema „Finanzkrise“ plant, die dann im Januar oder Februar erscheinen, muss damit rechnen, dass die Leute das Thema schon längst nicht mehr hören können. Dann wird die Werbung kontraproduktiv.

Bei aktuellen Themen zählt mehr denn je: heute gedacht, morgen gemacht.

Möglichst der erste sein, der damit rauskommt.

Tipp 57: Aktuelle Themen in der Werbung ziehen nur dann, wenn sie auch aktuell erscheinen.



Ein prädestiniertes Beispiel für "heute gedacht, morgen gemacht":

Die TZ-Anzeige „Danke Manfred Schell“ für Sixt.

Erschienen während des Tarifstreites zwischen der Bahn und der Bahn-Gewerkschaft, deren Vorsitzender Manfred Schell ist. Agentur: Jung von Matt.





Ein Beispiel, das seiner Zeit sogar voraus war:

Das Motiv „Bin Laden“ für den stern (Igeltexte: Bin gleich wieder da / Bin in der Botschaft / Bin Laden) erschienen im Jahr 2000 – nur einige Wochen vor 9/11.

Agentur:
Leagas Delaney Hamburg.

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