Samstag, 20. Februar 2010

Lieber Vater des Gedanken als der Exekution.

Es gibt besonders bei TV-Konzepten, aber durchaus auch bei ganzen Kampagnen, zwei sehr beliebte Umsetzungsschemata.

Das eine ist eher Art Directors Liebling. Ich nehme einen normalen Satz, gerne auch die wichtigste Botschaft aus dem Briefing, und setze sie visuell ganz ungewöhnlich um.

Diese Form birgt immer die Gefahr, dass die Kampagne extrem an der Exekution hängt. Wenn die Umsetzung nicht gelingt, ist die Wirkung mau (siehe dazu auch diesen Beitrag).

Das zweite Schemata ist eher Texters Liebling. Es basiert auf einem ungewöhnlichen Gedanken. Einem starken Satz, einer Headline-Mechanik, einem Kampagnenclaim.

Diese Form hat den Vorteil, dass die Kommunikation immer noch eine gute Wirkung haben kann, selbst wenn die Geschichte nicht optimal exekutiert werden konnte.

Für die Bewerbung des neuen Skoda Octavia RS (Rallye Sport) haben wir einen sehr schönen Gedanken formuliert.

Aber entscheidet selbst.




TVC "Beinneid" für Skoda Auto Deutschland. Agentur: Leagas Delaney Hamburg. Produktion: element e, Hamburg. Regie: Alex Feil.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Und worüber lachst du?

Jedes Volk (in unserer Sprache: Zielgruppe) hat seinen eigenen Humor.

Die Engländer mögen es eher schwarz, die Skandinavier eher trocken, die Franzosen eher bizarr, die Deutschen eher krachledern und die Amerikaner am liebsten total übertrieben.

Dieses Schubladendenken meinerseits ist natürlich ziemlich in die Jahre gekommen und gerade jüngere Generationen sind durch das Internet und die Globalisierung nicht nur „multitasking“, sondern auch „multihumorous“.

Dennoch gibt es immer wieder ein kleines Phänomen, wenn man sich so durch die neuesten Rollen von Regisseuren oder Archiven klickt. Je nach Herkunft der Macher zieht sich die Art des Humors wie ein roter Faden durch die Arbeiten.

Was sagt uns das für unser kreatives Tagwerk?

Denke nicht nur über die Pointe nach, sondern auch, worüber deine Leute lachen, die du für deine Sache einnehmen willst.

Ok, zugegeben, das ist keine bahnbrechende Erkenntnis für heute. Aber besser als keine. Wenn du es gerne etwas ausführlicher hättest, dann bitte hier.

Zuminderst habe ich eine akzeptable Überleitung zu zwei lustigen und typisch amerikanischen Spots geschaffen.


TVC „Paintball“ für Budlight von DDB Chicago.


TVC „Awesomer“ für Emerald Nuts von Goodby, Silverstein & Partners, San Francisco.

Sonntag, 14. Februar 2010

Aktualität bietet die besten Dramen.

Jeder Kreative kennt das Dilemma, wenn man auf Briefings arbeiten muss, die keine klare Kernbotschaft bieten. Wenn sich bei den Produkten, die man bewerben soll, keine eigenständigen rationalen oder emotionalen Einflugschneisen herausarbeiten lassen.

In solchen Situationen ist es immer wieder eine interessante Möglichkeit, über aktuelle Ereignisse nachzudenken, um sie in die Kommunikation mit einzubeziehen.

Werbung, die eine Verbidnung zu den Geschehnissen herstellt, die die Zielgruppe gerade beschäftigt. Oder in naher Zukunft beschäftigen wird.

Vielleicht haben so die Kreativen von Droga5 gedacht, die sich die Aktion und Website „pumahardchorus“ erdacht haben.

Der aktuelle Bezug: Valentinstag (ist übrigens heute) fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag und damit stehen viele Fußballfans vor einem Dilemma. Eigentlich erwartet die Freundin, dass sie den Tag mit ihr verbringen und ihr ein schönes Geschenk machen, aber das Spiel der eigenen Mannschaft ist stärker.

Auf der Website konnten die Fans einen Film an die Freundin verschicken, der ein Liebeslied zeigt: Truely, Madly, Deeply von Savage Garden – gesungen von Fußballfans.

Ausserdem wurden viele Fans in den Stadien dazu aufgerufen, vor den Heimspielen selbst einen Liebessong für ihre Liebste zu singen.

Zu köstlich.



Aktion „Pumahardchorus“ für Puma von Droga5, New York.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Viral oder real?



















































































































Guerilla-Aktion für ein Abschlepp-Unternehmen?

Oder echt?

Virale Promotion für ein irisches Fischerdorf?

Oder passiert?

So weit sind wir schon. Man bekommt 8 Bilder gemailt und fragt sich, ob sie der Realität entsprechen.

Was immer auch dran ist, die Bildfolge ist irrwitzig und wenn sie eine echte Begebenheit dokumentiert, dann kann man mit den beteiligten Personen nur Mitleid haben. Oder anders gesagt: was für Idioten.

Ich werte es als Zeichen des Erfolges der viralen Kommunikation im Netz, dass man sich mehr und mehr fragt, ob hinter merkwürdigen Filmen, Bildern oder Texten, die man zugeschickt bekommt, nicht irgendeine werbliche Absicht steckt.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Der virale Streik.

Es gibt Ideen, die einen nicht nur überraschen, sondern verblüffen. Der Unterschied zwischen überraschen und verblüffen?

Bei Ideen, die mich überraschen, bilde ich mir ein, dass ich selbst hätte darauf kommen können.

Bei Ideen, die mich verblüffen, fehlt diese Einbildung.

Die nachfolgende Idee hat mich total verblüfft. Aus genau zwei Gründen.

Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sich 16 deutsche Agenturen zusammen schliessen, um ihre jeweils eigene Website für einen gewissen Zeitraum einer gemeinsamen Sache unterzuordnen.

Und ich hätte mir nicht vorstellen können, dass sich 16 verschiedene Agentur-Eitelkeiten der Idee eines unbekannten Einzelnen unterordnen.

Was nur bedeuten kann, dass die Not dieser Agenturen ziemlich groß ist.

Nun habe ich keinerlei Hintergrundinformationen zu dieser Aktion. Und ich habe mir auch nicht die Mühe gemacht, sie im Internet heraus zu finden.

Wieso auch?

Die Aktion hat mich beeindruckt und sie besitzt eine gnadenlose Relevanz, die bei mir Gänsehaut erzeugt.

16 belgische Agenturen haben sich zusammen geschlossen, um viral gegen den zunehmenden Verfall der Pitch-Sitten auf Kundenseite zu protestieren.

Zu viele Agenturen, zu wenig Entlohnung. Zu  viele Entscheidungs-Runden, zu wenig Respekt.

Um dieser wirtschaftlichen Bedrohung entgegen zu wirken, haben die 16 Agenturen eine Petition verfasst, die sich über ihre 16 Homepages erstreckt.

Teil 1 bei Agentur 1.

Teil 2 bei Agentur 2.

Teil 3 bei Agentur 3.

etc.

Will man die Petition vollständig lesen, muss man sich von Agentur zu Agentur klicken.

Dies Idee ist verdammt großartig.

Hier die Bildfolge der 16 verschiedenen Homepage-Seiten:























































 


































































































Die virale Streik-Aktion von 16 belgischen Agenturen gegen unlautere Pitch-Sitten von Kunden, organisiert vom belgischen ACC. Die Charts erstrecken sich über die Homepages der 16 Agenturen. Natürlich nur über einen gewissen Aktionszeitraum. Wer die Aktion an dem heutigen Tag live sehen will, startet hier.

Montag, 8. Februar 2010

Die Putzfrau kehrt nie wieder.

Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit für einen Texter sein, aber viele machen sich in der Alltagsroutine keine große Gedanken darüber.

Gemeint ist der Unterschied, ob ich einen Text schreibe, den man liest.

Oder ob man ihn hört.

Ein ungeschriebenes Texter-Gesetz besagt, dass man sich seine Entwürfe, die man für Präsentationen oder Funkspots schreibt, laut vorlesen sollte, bevor man sie "reinzeichnet".

Es mag redundant klingen, weil ich das Thema schon in den Anfängen dieses Blogs abgefidelt habe (hier oder hier). Doch man kann es nicht oft genug wiederholen.

Genau wie die Erfahrung, dass es wichtig sein kann, für welchen "Sprecher" man die Texte schreibt, wenn sie zu hören sind. Für einen Harald Schmidt schreibt man andere Sätze als für einen Till Schweiger.

Eine Präsentation trägt der Kundenberater anders vor als der Stratege. Oder gar der Kreative. Dennoch gibt es sehr oft die Konstellation, dass Texter eine Präsentaion schreiben, die andere halten. Das kann im wahrsten Sinne des Wortes holprig werden.

Wir haben gerade für die Lebensversicherungen der CosmosDirekt einen Funkpsot produziert, der zwei Voraussetzungen erfüllt, um ein guter Sprechtext zu sein:

der Text ist dem Sprecher auf den Leib geschrieben. Und hat eine Textidee.


CosmosDirekt Funk "Ableben" from Leagas Delaney Hamburg on Vimeo.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Kampf der Penisverlängerung.

In den letzten Wochen werden meine Beiträge mit Kommentar-Spams für Brustvergrößerungen oder sonstigen zweideutigen Dienstleistungen überhäuft.

Die Kommentare lösche ich zwar relativ schnell wieder, aber sie bleiben in dem kleinen Schaufenster rechts, in dem man immer die ersten Zeilen der letzten 5 Kommentare sieht, trotzdem bestehen.

Das nervt.

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, der Empfehlung meines digitalen Blog-Gastgebers "Blogger" zu folgen:

In Zukunft muss leider jeder, der einen Kommentar posten will, vorher eine Wortkennung identifizieren. Ihr kennt das von diversen anderen Webseiten: es erscheint so ein verzerrter grüner Code, den man in einem Eingabefeld wiedergeben muss.

Dieser Code (z.B: UV8mHJ9) soll dafür sorgen, dass die "WVAC" (die widerwärtige Vereinigung automatischer Computerprogramme) keine Spams mehr bei mir durchkriegt.

Ich hoffe, dass es die rege Teilnahme nicht mindert und die Spams abhält.

Thank you for your support.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Sekunde 22.

Lachen hebt nicht nur die Stimmung, es öffnet auch die Herzen. Werbung, die Menschen zum Lachen bringt, erklimmt einfach schneller den nächsten Sympathie- und Attraktivitätslevel.
Das sonderbare Wesen des abgestumpften Werbers gehört nun sicher zu der Zielgruppe, die am schwersten zum Lachen zu bringen ist. 
Wie gut muss also ein Werk sein, wenn dieser Typus Mensch breit zu Grinsen beginnt?
Der Spot „Clothing Drive“ für Bud Light hat mich überrumpelt. Beim Durchsehen der neuesten Archiv-Podcasts bin ich in lautes Lachen ausgebrochen. Ein absolut gelungenes Stück Werbung.
Der Spot zeigt aber auch sehr schön, wie entscheidend einzelne Sequenzen sein können. 
Gesten, Blicke, Grimassen, Situationskomik, etc. – dramaturgische Elemente, die man als Kreativer gerne planen würde, aber die schwer zu planen sind und oft nur aus Zufall oder Spontaneität entstehen.
Einfach kurze Momente, in die sich Betrachter verlieben.
Filme, die solche Momente beinhalten, haben es geschafft. Die Leute schauen sich die Szene wieder und wieder an.
In diesem Spot hat es mir Sekunde 22 angetan. Einfach zum Brüllen komisch.
Bud light – you made my day.
TVC „Clothing Drive“ für Bud Light von DDB Chicago.