Mittwoch, 29. September 2010

OOO OOO OOOO.

Es gibt Ideen, die scheinen so simpel, dass man sich heutzutage schon nicht mehr traut, sie auszusprechen. Geschweige denn, sie vorzustellen.

Hinzu kommt, dass durch einschlägige Webseiten die filmische Animation von Schrift so in Mode gekommen ist und teilweise schon inflationär genutzt wird, dass man auch davon lieber die Finger weglässt.

Der Hip-Hop-Musiker Cee-Lo Green hat sich zu all diesen eitlen Kreativgedanken – und zu seinem neuen Song – gedacht:

FUCK YOU.

Verblüffend. Man muss es nur groß genug hinschreiben und schon schaut alle Welt hin.

Übrigens war dieses Video nur eine Übergangslösung, bis das richtige Musikvideo auf den Markt kam. Das hätten sie mal lassen sollen.

(Meine Lieblingszeile: OOO OOO OOOO).



Für Leute, die im Englischen nicht so zu Hause sind, hier die Übersetzung:

Sonntag, 26. September 2010

Spezialisten fordern Spezialisten ohne Spezialisten.

Die Mediaagenturen haben eine Kampagne gestartet. Mediaagenturen? Vereinfacht formuliert sind das Firmen, die sich um die Planung und den Einsatz der richtigen Werbemedien für eine Kampagne kümmern.

Eine präzisere Jobdescription liefert die OMG (Organisation der Mediaagenturen) hier.

Jetzt haben diese Agenturen also eine Kampagne für sich selbst geplant, realisiert und geschaltet.

Unten seht ihr ein Motiv, die weiteren findet z.B. bei Horizont.

Was mir die Kampagne zuerst sagt, ist die Tatsache, dass wohl immer mehr Kunden mediaspezifische Disziplinen selbst übernehmen. Sonst wäre der Leidensdruck, so eine Kampagne zu wählen, nicht vorhanden.

Es ist positiv herauszuheben, dass ein Verband diese Initiative zeigt. Das schaffen die wenigsten Verbände, weil sich die Mitglieder nicht über Inhalte, Finanzierung und Umsetzung einigen können.

Was mich allerdings amüsiert, ist die kreative Qualität der Kampagne.

Ich empfinde sie im wahrsten Sinne als "omg". Uninspiriert und platt. Zu viele Claims auf einmal. Der Betrachter bekommt das Gefühl, als müssten sich die Mediaagenturen für irgendwas rechtfertigen. Als seien sie gar beleidigt, dass "Fachfremde" darüber nachdenken, ihre speziellen Fähigkeiten selbst in die Hand zu nehmen.

Wenn ich nun mit einer Kampagne das "Spezialistentum" in Ehren halten will, sollte ich für die Kreation nicht besser auch Spezialisten holen?

Vielleicht ist das auch geschehen und die Kreativen, die engagiert wurden, hatte einfach einen schlechten Tag.

Oder liege ich mit meiner Einschätzung total daneben und die Kampagne ist ein kreativer Volltreffer?

Was meint ihr?
























Kampagne "Nee, das wird nix" von der OMG – Organisation der Mediaagenturen.

Montag, 20. September 2010

Bildschirm-Rallye.


Der Skoda Fabia RS ist die Straßenversion des in dieser Saison sehr erfolgreichen Skoda Rallyewagens.

Wer schon immer gerne mal einen Rallyekurs entlang brettern wollte, kann jetzt der Augmented Reality ins Auge bzw. in die Webcam blicken:

mit dem neuen Fabia-RS-Spiel.

Da wird sich schnell zeigen, ob du ausreichend fahrerisches Talent hast. Für Playstation-Fans sicher ein Vergnügen. Für alle anderen (wie mich) eine Herausforderung.

Für alle Berufsnörgler: Klar konnte man vor dem Bildschrim schon Autos lenken. Aber so wie in diesem Spiel gab es das noch nie. Lenkrad (mit Marker) ausdrucken, vor die Webcam halten und dann wird sich zeigen, ob du überhaupt Level 3 erreichst.















Das Fabia-RS-Online-Spiel. Agentur Leagas Delaney Hamburg (technische Umsetzung: BM8).

Freitag, 10. September 2010

Ear-con.

Kreative kennen den Sound besser als das allgegenwärtige Intel-Dummdumm-dummdumm.

Ich spreche von dem Sound, der ertönt, wenn wir unsere Apple-Computer einschalten: wwwwommmmmmmmm.

Er ist satt, wertig und technisch, gleichzeitig aber nicht zu kühl.

Genial eben.

Als ich neulich mit Malte Hagemeister an einem Sounddesign herumdokterte, redeten wir auch über all die Musik-Autisten, die irgendwo in den Kellern der weltweiten Klangszene sitzen und den ganzen Tag schräge Sounds für irgendwelche Archive basteln, die andere dann wieder benutzen, um Markenjingles oder Soundlabels daraus zu entwickeln.

Malte machte mich auf ein Interview mit dem früheren Sounddesigner von Apple,  Jim Reekers, aufmerksam.

Unten findet ihr die Kurzversion (ca. 11 min.) und hier den Link zum gesamten 1-Stunden-Interview.

Das Gespräch dürfte für die SM-Holics nichts Neues sein, denn es ist 8 Monate alt. Da hier aber auch noch andere Leute als FBler oder Twitterer verkehren und das Interview zeitlos ist, will ich es verspätet jedem ans Herz legen, der sich mit Sounds beschäftigt. Oder beschäftigen muss.

Schon allein die Stimme vom Jim Reekers klingt, als wenn er früher Moderator einer Kuschelrock-Sendung gewesen wäre.

Er bezeichnet seine Soundkreationen, die sich nicht nur im Apple Computer durchsetzen, sondern auch in Kultur (Kinofilme) und Werbung Einzug halten, als "ear-cons". (Lasst euch von dem kurzen holländischen Vorlauf nicht stören.)

Ergänzend dazu ist vielleicht auch mein älterer Beitrag über Jingles interessant für Kreativschaffende, die gerade wieder ein Soundlogo entwickeln müssen.


OMT in San Francisco #3: 'Let it beep' from One More Thing on Vimeo.

Donnerstag, 9. September 2010

Maschinenbauer erobern die Kommunikation.

Immer mehr abenteuerliche Kombinationen aus Computer und Maschine beeindrucken die kreative Szene. Beziehungsweise sie versuchen es.

Ob die Nokia „Email-Vernichtungs-Maschine“ oder die Nike „Tour-de-France-Kreide-Nachrichten-SMS-Maschine“, die Konstruktionen werden immer verwegener.

Besonders Nike scheint inzwischen ein großes Faible (und dementsprechend Budget) für solche Erfindungen zu haben.

Nach der „Chalkbot“-Nummer dürfen die Kunden in Argentinien der Marke am POS was blasen.

Interessant wie albern.


Nike + Castro: Nike Air Live Show_ english from Castro Innovation on Vimeo.

 Die POS-/Spiel-Aktion „Hoover Machine“ für Nike Air von der Agentur Castro aus Argentinien.

Montag, 6. September 2010

Kein Award, aber ausgezeichnet.

Die ideale Welt von Kreativen sieht so aus: Man realisiert eine Idee, der ein echtes Briefing voraus geht, die sichtbar eingesetzt wird, eine Wirkung erzielt, alle Erwartungen übertrifft – und die noch dazu bei Wettbewerben gewinnt.

Diese Welt ist inzwischen zu einem Naturschutzgebiet geworden, das kaum noch einer von uns betreten darf (oder kann?).

Deshalb sollte man sich ruhig mal richtig glücklich schätzen, wenn bei der täglichen Arbeit alle oben genannten Punkte erfüllt werden – bis auf den letzten.

Der Auftritt für den Skoda Fabia RS ist so eine Arbeit.




TVC „Shower“ für den Skoda Fabia RS. Agentur Leagas Delaney Prag und Hamburg.Regie: Markus Walter. Musik: Malte Hagemeister. Produktion: Cobblestone.

Sonntag, 5. September 2010

Heimliche Geschwister.

18% würden eine Sarrazin-Partei wählen. Beim Brötchen holen drängte sich diese Schlagzeile der Bild am Sonntag am Bäckertresen in mein Blickfeld.

Auf die Idee muss man erst mal kommen. Eine Umfrage zu starten mit Emnid, um zu ergründen, wie viele Bürger die Einstellung des (vermutlich ehemaligen) Bundesbank Vorstandes teilen.

18% sollen es laut der Umfrage sein – obwohl nur rund 0,01% der 18% sein Buch gelesen haben dürfte.

Titel müssen verkaufen. Das sagt einem jeder Chefredakteur, wenn man Werbung für ein Magazin oder für eine Zeitung mit ihm diskutiert.

Der beste Titel ersetzt jede Werbekampagne. Das kann man nur unterstreichen, zumal in einer Zeit, wo jeder Nachrichtenlieferant die neuesten Nachrichten zeitgleich zur Verfügung hat.

Umso erstaunlicher ist es, dass sich einige Journalisten immer wieder gerne von Werbern distanzieren oder einem das Gefühl geben, dass Werber im sozialen Ranking eine Stufe tiefer stehen.

Dabei tun die meisten Journalisten heute nichts anderes als sich zu überlegen, wie ihre Objekte aus dem Brei der Informationen herausstechen – so wie wir Werber nichts anderes tun als zu überlegen, wie Marken aus dem Brei der Informationen herausstechen.

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Hier schreibt ein Mann ein Buch und die ganze Medienlandschaft beschäftigt sich nun schon 10 Tage damit.

Eine bessere Buchkampagne gibt es nicht. Das hat der Herr Sarrazin schlau eingefädelt.

Selbst SPON zitiert die BamS und macht daraus einen Leitartikel. Das muss den Jungs bei Springer ein kleiner innerer Reichsparteitag sein, tut doch der Spiegel immer so, als stünde er über allem – besonders über dem BILD-Journalismus.

Das Elend in Pakistan wird verdrängt von den Titelseiten durch Sarrazin und Kachelmann.

Auch Titel-Schlagzeilen sind heute nichts anderes als Teil einer Kampagne mit dem Ziel, die Auflage zu steigern.

Da sage noch ein Journalist, Werber seien käuflich, unidealistisch und oberflächlich.

Siehe dazu auch diesen Beitrag.

Freitag, 3. September 2010

Klicken muss sich wieder lohnen.

Man wird durch Banner heiss gemacht, über merkwürdige Links auf etwas aufmerksam, von Facebook-Freunden hingewiesen oder von irgendwelchen Pop-ups penetriert  – und man klickt:

In 99% aller Fälle bereut man es schon Sekunden später (weil alles, was folgt unter folgende drei Kategorien fällt: langweilig, nervig oder plump).

Der Viral unten gehört zu den wundervollen 1%, bei denen das nicht so ist.

Merke: Wenn die Leute auf deinen Teaser klicken, sollte mehr dabei rauskommen als Enttäuschung.




Viral "A hunter shoots a bear". Agentur Buzzman, Paris.

Mittwoch, 1. September 2010

Heute vor zwei Jahren.

Habe ich diesen Blog gestartet. Zeit für ein Resümee.

1. Bin ich schlauer geworden?

Ja, denn ich meine behaupten zu können, das digitale Informations- und das soziale Netzwerksystem sehr gut kennengelernt zu haben.

2. Bin ich kreativer geworden?

Nein, denn auch diese Form der Kommunikation nutzt sich mit der Zeit ab und man muss einen effektiven Weg finden, mit diesen Medien umzugehen. Sonst wird man von ihnen vollkommen vereinnahmt und in seiner Produktivität und Kreativität behindert (es erinnert mich am meine Jugend, als ich jeden Scheiss im Fernsehen angeuckt habe statt zu lernen). Die Masse an Information wird auch nicht weniger, selbst wenn man sich auf bestimmte Quellen im Netz oder in seinen Netzwerken konzentriert.

3. Mache ich weiter?

Ja, aber nicht mehr so wie bisher. Man kaut wieder, was viele im Netz auch schon in den Mund genommen haben (neudeutsch: gepostet). Und wenn es etwas Interessantes zu diskutieren, loben oder anzuprangern gibt, dann ist man damit meistens nicht alleine – oder einfach zu spät. Warum sollte sich also ein Leser so einen Blog noch antun?


Fazit:

Ich melde mich nur noch zu Wort, wenn mich wirklich etwas bewegt. Wenn ich eine Information habe, die ich für meinen Leserkreis als wirklich relevant erachte. Oder wenn ich wirklich Bock drauf habe, etwas zu schreiben.


Heißt, ich melde mich hier in Zukunft deutlich weniger. Was nicht heisst, dass die Qualität des Blogs schlechter werden muss. Im Gegenteil.

Von Glückwunsch- oder Beileidsbekundungen bitte ich abzusehen.

PS: Die wichtigsten Beiträge für den Nachwuchs sind die ersten 100.