Samstag, 29. Mai 2010

Der ultimative Unternehmensfilm.

Menschen hinter Schreibtischen, die konzentriert in ihre Apples gucken. Ein moderner Konferenzraum mit Pappen, um die einige Leute stehen und wichtige Diskussionen führen.

Ein Grafiker, der am Computer Teile eines Layouts hin und her schiebt. Der Geschäftsführer, der mit stolz geschwellter Brust die getätigten Leistungen seiner Firma würdigt.

Kunden des Unternehmens, die sich über die geleistete Arbeit nur positiv äußern und die Zusammenarbeit über den Klee loben. Die kreativen Preise an der Wand, wie zufällig von der Kamera eingefangen.

Und zum Schluss winken die Mitarbeiter glücklich in die Kamera.

Ja, so hätte er eigentlich werden sollen, unser Film über 10 Jahre Leagas Delaney Hamburg, den wir am 30.4.2010 im Schmidt‘s Theater zeigen wollten.

Doch dann ist uns das Projekt irgendwie total aus dem Ruder gelaufen.



Der Film „10x10“ anlässlich der X-Party von Leagas Delaney Hamburg. Regie: Claas Ortmann. Motion Graphics: Björn Paprycka, Burnpepper Productions. Musik und Sound: Hastings. Danke euch allen.

Ein dickes Danke auch den Kreativ- und Produktions-Teams bei LDHH, die sich die Nächte dafür um die Ohren geschlagen haben, damit der Film – während unser Partyprogramm schon lief – doch endlich noch fertig wurde und dem Publikum gezeigt werden konnte.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Flashmob reloaded.

Ich könnte wetten, dass der Film wieder die ewige Diskussion in einigen Award-Jurys auslösen wird, wie neu eine Idee sein muss, um zu gewinnen.

Flashmob, das ist in der Kommunikation doch nix Neues.

Doch dieser dämliche Einwand ist so abgehangen wie das Balken-Layout, das Testimonial oder der Banner, der redaktionelle Inhalte mit einbezieht.

Verdammt, es kommt nicht darauf an, ob ein „Format“ schon mal da war, sondern wie ungewöhnlich ein „Format“ eingesetzt wurde – und eine neue Idee ergibt.

Der folgende Flashmob ist ja eigentlich auch kein wirklicher Flashmob. Das Wort beschreibt nur treffend, dass sich hier eine Gruppe von Menschen organisiert hat, um zum gleichen Zeitpunkt zusammen umzufallen und die Folgen eines Reaktor-Störfalles zu dramatisieren.

Laut Pius Walker, dem Kreativen hinter der Idee, geschah das per Trillerpfeiffe. Und im Auftrag von Greenpeace in der Schweiz.

Der Film verweist auf ein Webspecial und zeigt den Schweizer Bürgern, wie wahrscheinlich ihre Region von einem Störfall entfernt ist.

Nennen wir es also einfach Fallmob. Und eine überzeugende Idee. 40.000 Klicks in 48 Stunden bestätigen dieses Format.



Aktion „Der Zonenplan“ von Walker Werbeagentur, Zürich.

Dienstag, 25. Mai 2010

Bewerber Stunts.

Wenn junge Kreative sich bewerben, dann wollen Sie natürlich zeigen, wie kreativ sie sind. Das Hauptmedium für diesen Beweis ist die Mappe.

Das häufigste Problem ist, dass es die Mappe gar nicht bis zum Creative Director schafft. Deshalb lässt sich der eine oder andere unerschrockene Kreative gerne etwas Ungewöhnliches ausserhalb des üblichen Schriftverkehres einfallen, um sich bei den gewünschten Personen ins Gespräch zu bringen.

So etwas nennen die Amerikaner Bewerber Stunts.

Ich selbst wusste das bis vor ein paar Tagen auch nicht, doch ein Kommentar von „Marcinho“ zu meinem älteren Beitrag über Copytests brachte mir diese Erkenntnis. Der Kommentator verweist in seinem Post auf ein Video (Bogusky TV), in dem über solche Stunts debattiert wird. Das Video ist mir etwas zu langatmig und selbstgefällig, aber für Neueinstieger sicher ganz interessant.

Das Problem der Bewerber Stunts ist, dass sie meistens dem Empfänger tierisch auf die Nerven gehen und in 95% der Fälle eher das Gegenteil von dem bewirken, was der Absender eigentlich erreichen möchte: ein Interview.

Die Grenze zwischen Stunting und Stalking ist ziemlich fliessend.

Natürlich, wenn der „Bewerberstuntman“ Chuzpe besitzt und eine wirklich ungewöhnliche und couragierte Idee durchzieht, dann kann das eindrucksvoll sein Talent beweisen und zum Erfolg führen.

Unangemeldete Besuche sind es jedenfalls nicht. Überdimesnionierte Bewerberpakete auch nicht.

Einen sehr cleveren Weg hat der Bewerber in dem unten folgenden Video gewählt.

Der "Stuntman" hat mit der Eitelkeit von „Starwerbern“ gespielt und darauf gezählt, dass die sich gerne selbst googlen oder sich von ihrer Assistentinnen googlen lassen, um zu sehen, welche neuen Nachrichten über sie und ihre Agentur in der Presse stehen.

Ob die Aktion so wirklich funktioniert hat, sei noch dahin gestellt, aber wenn sie stimmt, ist das eine sehr überzeugende Aktion gewesen.



Ein Bewerber-Stunt, der mit der Eitelkeit der Werber spielt.

Sonntag, 23. Mai 2010

Fange mit dem Warum an.

Es gibt Führungspersonen und es gibt Personen, die führen. Die ersten halten eine Position der Macht inne. Die zweiten inspirieren uns. Ob Individuen oder Marken, wir folgen denen, die zu führen wissen – nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen.

So sieht Simon Sinek, einer dieser typischen eloquenten amerikanischen "Marketingspezialisten", die Welt.

Seiner Meinung nach beweist sich Karriere- wie auch Marken-Erfolg durch die Beantwortung der folgenden 3 Fragen:

Was tust du?

Wie tust du es?

Und vor allem:

Warum tust du es?

Der letzten Frage kommt die größte Bedeutung zu. Erst diese Frage zeigt, mit welcher Überzeugung oder Haltung eine Marke oder ein Mensch zu Werke geht. Und wir wissen aus unserem täglichen Schaffen für Marken und Unternehmen, wie schwer es ist, eine Kampagne zu entwicklen, wenn es weit und breit keine Haltung der Marke gibt (ausser vielleicht die, den Umsatz zu steigern).

Viele Unternehmen produzieren Produkte oder Services, können aber gar nicht mehr beantworten, warum sie es tun. Auch viele Bewerber, die ich treffe, zeigen mir ihre Mappen mit dem, was sie getan haben. Sie können mir auch erzählen, wie sie es getan haben. Aber auf die Frage, warum sie es tun, kommt selten eine überzeugende Antwort.

Natürlich ist für Simon Sinek das Vorzeigebeispiel Nummer eins unserer Zeit auch sein Vorzeigebeispiel (wer sonst als Apple?). Die Marke ist davon geprägt, dass sie das „Warum“ beantworten kann:

Apple will nicht nur schicke Computer bauen (was), die ein schickes Design haben (wie). Apple will einfach immer anders sein (warum).

Ich denke aber, dass auch Marken wie Bionade, Hornbach oder Skoda sehr leicht beantworten können, warum sie das tun, was sie tun. Sonst wären sie nicht so erfolgreich.

Wenn du also in der Kommunikation arbeiten willst, so frage dich, warum du es willst.

Weil du glaubst, viel Geld damit verdienen zu können? Da gibt es mittlerweile lukrativere Jobs.

Weil du glaubst, gute Ideen zu haben? Das glauben viele.

Ein guter Grund, warum du in diese Branche gehst, könnte sein, dass du der Überzeugung bist, dass erfolgreiche Werbung die Menschen nicht für dumm verkaufen muss. Das glauben nämlich wenige.

Und wenn du gerade über einem Briefing für eine neue Kampagne brütest, dann frage dich doch mal, warum die Marke oder das Unternehmen das macht, was es macht. Oder was ein guter Grund für die Marke sein könnte, wenn kein guter Grund im Briefing steht.

Den gesamten Vortrag von Simon Sinek zu seinem „Why? How? What?“-Modell findest du unten – oder auf TED.

Wer sich das knapp 20-minütige Video nicht reinziehen möchte, der sollte sich vielleicht folgendes Zitat unters Kopfkissen legen:

Martin Luther King überzeugte die Massen nicht mit: „I have a plan“. Sonder mit: „I have a dream“.

Montag, 17. Mai 2010

Überzeugendes Punktspiel.

Der große Coup des diesjährigen Gipfels war die Preisverleihung selbst.

Nicht die Show, nicht der Moderator, nicht das Bühnenbild, nicht die Location - nein, es war das Punktesystem, nach dem die Arbeiten vorgestellt und auf der Bühne präsentiert wurden.

Um möglichst vielen Preisträgern gerecht zu werden, hatte das ADC-Team im Vorfeld alle ausgezeichneten Arbeiten nach dem folgendem Punkteschlüssel zu einem Ranking zusammengefasst:

Auszechnung: 1 Punkt.

Bronze: 3 Punkte.

Silber: 6 Punkte.

Gold: 10 Punkte.

Alle Arbeiten ab 5 Punkte wurden auf der Bühne gezeigt und mit mindestens einem Nagel (oder aber mehreren) honoriert.

Eine ausgezeichnete Arbeit musste also mindestens in mehreren Kategorien prämiert worden sein, um für die Vorstellung im Auditorium des Frankfurter Congress Centers geeignet zu sein. Also entweder 1 x Bronze und zwei Auszeichnungen (5 Punkte), 5 Auszeichnungen (5 Punkte), 2 x Bronze (6 Punkte), 1x  Silber (6 Punkte) usw.

Am Ende der Show wurden die drei Arbeiten/Kampagnen besonders hervor gehoben, die am meisten Punkte gesammelt hatten.

Und siehe da, es waren zwei Arbeiten darunter, die man in der ganzen Republik kennt und die man im vergangenen Jahr auch gesehen hat: die Kampagne von Hornbach und die Kampagne der Volks- und Raiffeisenbanken.

Soviel zum Thema Relevanz und Glaubwürdigkeit.

Dazu kam die Spiegel-Kampagne (Plakate, Anzeigen, etc.), die auch in einigen Medien zu sehen war – vielleicht nicht mit der Präsenz der beiden anderen Kampagnen – aber der ADC zeichnet nicht Mediapräsenz aus, sondern Ideen.

Dieses "Punktespiel" ist aus meiner Sicht wegweisend für die Zukunft. Ich hoffe sehr, dass das Buch auch nach diesem Schlüssel konzipiert wird.

Was mich überzeugt: das Punktesystem honoriert die einzelnen Werke (den Funkspot, die Anzeige, das Banner, die Mediaidee etc) sowie deren Umsetzung (Text, Typografie, Sound etc.), aber ganz ganz oben – quasi als Aushängeschild – stehen am Ende auch nur die ganz ganz großen Ideen.

Dieser Modus wird der Veränderung unserer Branche in großem Maße gerecht. Nur wer über ganz viele Disziplinen eine herausragende Kampagne geschaffen hat, wird die meisten Punkte bekommen. Da wird die Luft dann auch für Fakes ziemlich dünn.

Für diese Verleihungs-Innovation möchte ich den Machern ein großes Kompliment aussprechen.

Die Arbeit des ADC wurde belohnt von einem Publikumsinteresse, das Berlin noch nicht gesehen hat. So ist neben dem ADC-Vorstand und dem Orga-Team auch die Stadt Frankfurt ein großer Gewinner des Gipfels.

Ich weiss, die Nörgler und Missgünstler werden genug Argumente auffahren, warum das alles immer noch schlecht ist.

Ich gebe nur zu bedenken, dass der ADC noch so streng sein könnte, es würde immer Leute geben, die nicht verstehen, warum es für X eine Bronzemedaille gibt und für Y nicht.

Auch Juroren sind Menschen. Und auch die strengsten Bewertungskriterien lassen sich unterschiedlich auslegen.

Lasst uns aber den Lichtsreif am Horizont zum Anlass nehmen, mal das Positive zu feiern und mit Optimismus in die kreative Zukunft sehen.

Für mich als Berufspessimist sowieso schon eine Riesenleistung.



Die einzige (verdiente) Silbermedaille in meiner Kategorie Film 1: der Spot "Hymne" von Hornbach. Agentur Heimat.

Freitag, 14. Mai 2010

Gold minus?

Es ist Freitag morgen. Sehr früh am morgen. Es läuft der „ADC-Gipfel“ in Frankfurt. Und es gehen tatsächlich mehr als angenommen hin. Allen Unkenrufen zum Trotz (auch meinen eigenen) fühlt sich der diesjährige ADC-Wettbewerb bisher ganz gut an.

Ob es an der ziemlich angesagten Bar im Hotel Roomers liegt? Oder doch eher an der ernsthaften Stimmung, die mir die Juroren in den vergangenen zwei Tagen in der Messehalle 5 vermittelt haben?

Noch steht das Gesamtergebnis überhaupt nicht fest. Und die Ergebnisse, die ich kenne, werde ich natürlich nicht vorweg nehmen.

Dennoch möchte ich euch ein paar – quasi live – Eindrücke aus meiner Jury Film 1 und aus meinen sonstigen Jury-Begegnungen zu früher Stunde liefern.

Das Briefing durch den Jurypräsidenten war klar und wird von mir vollstens unterstützt: ein ADC-Nagel muss wieder mehr wert sein.

Als Konsequenz dieser Forderung wurden die Juroren gebeten, mehr Strenge walten zu lassen. Gerade bei den Gold- oder Silbermedaillen sollen die Arbeiten von einer Klasse sein, die Maßstäbe setzt. Bei Gold internationale Maßstäbe.

Diese Maßgabe wurde in meiner Jury von allen Juroren mitgetragen und wird sich in unserem Ergebnis zeigen.

Auch meine Gespräche mit Juroren aus anderen Kategorien könnte einen zu der Wette verleiten, dass die kreative Wertanlage Goldnagel in diesem Jahr seltener auf der Bühne abgeholt wird als in den Jahren zuvor.

Eine Vermutung, die nicht nur der präsidialen Vorgabe geschuldet ist, sondern vor allem auch der mäßigen Ausbeute kreativer Höchstleistungen im deutschen Lande anno 2009/2010.

Welches Stück Kommunikation hat man im Kopf, das pures Gold wert ist? Das Cannes-Beständigkeit zeigt? Oder D+AD-Tauglichekeit?

Um Gold zu bekommen, muss man als Idee in seiner Kategorie Maßstäbe setzen und international konkurrenzfähig sein.

Ich meinte zu spüren, dass viele Juroren begriffen haben, dass es nicht darum geht, sich selbst bzw. seine Agentur zu beglücken, sondern dass die Glaubwürdigkeit des Clubs und damit auch seine Daseinsberechtigung auf dem Spiel steht.

Vielleicht werde ich mich am Samstag abend, wenn die Verleihung vorbei ist und das Gesamtergebnis feststeht, mit meiner Meinung um 180 Grad drehen (müssen).

Aber Stand heute komme ich zu dem Schluss, dass es einer der konsequentesten Jurierungsprozesse seit langem war.

Auch wenn ich auf gerade eben auf Facebook schon die ersten habe lamentieren sehen, die beim ADC nur Auszeichnung bekommen haben, obwohl ihr Werk irgendwo anders international bei einem Wettbewerb etwas gewonnen hat.

Ich hoffe auf ein dünneres Buch als früher, auf jeden Fall aber auf ein weniger metallhaltiges Buch. Das entspäche meiner Wahrnehmung vom kreativen Output im letzten Jahr und wäre doch ein sehr guter Anfang gegen die vermeintliche "Medaillenbeliebigkeit", die dem Club gerne vorgeworfen wird.

Und es wäre auch ein guter Anfang für Frankfurt. Einer Stadt, die schon immer besser war als ihr Ruf.


















Alle Juroren traten in der Messehalle 5 in Frankfurt zum Gruppenfoto im "Auditorium" an. Blick aus der letzten Reihe.

Freitag, 7. Mai 2010

Juryvorsitz Film 1.

Der diesjährige ADC Wettbewerb hat so viele Jurys wie nie zuvor. Und lässt entsprechend viele Juroren wie nie zuvor antanzen.

Ein Ergebnis der wachsenden Vielfalt unserer Medienlandschaft? Ein Ergebnis der steigenden Zahl von ADC Mitgliedern, die ja in irgendwelchen Jurys unterkommen müssen? Ein Ergebnis der klammen Vereinskasse, die mit zusätzlichen Kategorien Einsendeanreize bieten will?

Fragen, die sich nach der nächsten Woche vielleicht besser beantworten lassen.

Ich persönlich nehme an der Jury Film 1 teil. Dort werden TV-Spots, Kinofilme und Internetfilme bewertet.

Ich habe darüber hinaus die Ehre, den Juryvorsitz zu leiten. Was durch Wahl der Jurymitglieder erfolgt ist.

Was macht ein Juryvorsitzender?

Zunächst einmal kümmert er sich um das Organisatorische einer Jury. Zeitplan einhalten, Abstimmungen kontrollieren, Diskussionen moderieren, Organisationsbüro informieren, Fake- oder Dubletten-Vorwürfe weiterleiten.

Dann versucht der Juryvorsitzende natürlich, die Kollegen inhaltlich so zu führen, dass die Vorgaben und die Philosophie des Jurypräsidenten berücksichtigt werden – wie natürlich auch die eigene Philosophie.

Mein Ideal vom Club ist, eine wahre Messlatte für die Kommunikation in Deutschland zu sein.

Die ausgezeichneten Arbeiten sollen kreative Meilensteine für den Nachwuchs darstellen und ihn zu diesen Ideen „aufschauen“ lassen. Daraus sollen Talente ihre Motivation zu ziehen, noch besser zu werden.

Für gestandene Kreative soll es wieder eine Ehre sein, vom ADC ausgezeichnet zu werden. Momentan haben die Nägel leider etwas von einem bequemen Mitnahmeartikel bekommen.

Die Gründe liegen in den Fragen oben versteckt. Und in dem System, wie die Jurys besetzt werden. Mal sehen, ob die Bestrebungen des ADC, die Jurierung und die Kategorien zu reformieren, fruchten werden.

Bekanntlich haben wir in Deutschland seit Jahren ein kreatives Problem, nämlich dass die Qualität der Kommunikation, die man so im täglichen Alltag draussen sieht (offline wie online) ein Mittelmaß erreicht hat, das einen erschaudern lässt.

Die Ursachen sind schon tausendfach diskutiert worden. Wirtschaftskrise, geringere Budgets, zunehmende Macht der Einkaufsabteilungen, wachsende Hierarchien auf Unternehmensebene und nicht zuletzt Jobangst führen dazu, dass weniger Entscheidungen für mutige Ideen gefällt werden.

So haben Agenturen angefangen, in Eigeninitiative Arbeiten zu produzieren, die eine kreative Benchmark aufzeigen sollen. Und die ihnen einfach auch mehr Spaß machen als "Reklame". Arbeiten, die die Kunden motivieren sollen, einen Schritt weiter zu gehen.

Und es ist auch so: manche Ideen können sich Kunden auf dem Papier nicht vorstellen und wagen dann auch nicht den nächsten Schritt, Geld für eine Idee zu riskieren, bei der sie unsicher sind.

Wenn eine Agentur die Initiative ergreift, eine Idee, an die sie glaubt, für ihren Kunden "vorzuproduzieren", so ist das ein Weg, den ich gangbar finde.

Zum einen, weil die Idee meistens im Rahmen des Markenauftrittes entwickelt wird und nicht total von der Werberealität entfernt ist (zumindest nicht so weit, dass man sich als Juror verarscht fühlt).

Zum anderen, weil es hilft, den Kunden von guten Ideen zu überzeugen. Was dazu führt, dass er die Arbeit – trotz vorheriger Bedenken – einzusetzt.

So führt man Kunden manchmal eben an bessere Ideen ran. Nicht der ideale Weg, aber immer noch besser als eine opulente TV-Kampagne für eine Schwulensauna.

Meine weiteren Ansichten zum Juryvorsitz findet ihr in einem w+v Fragebogen.

Zum Abschluss unten ein ADC-Nagel-Anwärter fürs nächste Jahr.

Diese Arbeit ist sicher auch von der Sorte, die auf die Initiative der Agentur zurück geht.
Aber ich finde, sie passt zur Kampagne und es macht einfach verdammt Spass, den Film anzusehen.




Film "Planemob" von LLR, Hamburg.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Wo ist da der Clash?

Der ADC Gipfel steht an. Ab nächsten Mittwoch wird Frankfurt für 4 Tage der Austragungsort des Wettbewerbes und des dazugehörigen Rahmenprogramms sein. Die hessische Metropole hat richtig investiert, um Berlin ablösen zu können.

Geld und politischen Einfluss.

Der mediale Schuh, der seit Wochen rund um die Veranstaltung aufgeblasen wird, lässt riesige Schritte erwarten. Das Rahmenprogramm ist mittlerweile wichtiger geworden als der Wettbewerb. Das fühlt sich für mich so an, als wenn bei der Fußballweltmeisterschaft die Funktionärs-Tagungen ein größeres Rampenlicht bekommen als die Spiele selbst.

The Clash of Creative Cultures - so das internationale Motto eines deutschen Kreativclubs. Es treten neben Stararchitekt, Stardesigner und Starboxer auch viele interessante Star-Kreative auf. Man fragt sich nur, was da für ein „Clash“ erwartet wird?

Kreative sind sich meistens über das Grundsätzliche ihrer Profession einig. Man braucht eine starke Idee. Oder ein starkes Konzept. Das wird in der Architektur nicht anders als in der Mode sein. Wie eine starke Idee beim Boxen aussieht, werden wir aus der Presse erfahren (voll auf die Nuss, würde ich mal sagen).

Natürlich hat jede kreative Disziplin ihre Eigenheiten und man wird vielleicht genauer erfahren, welche. Aber was für gegensätzliche Meinungen sollen da aufeinanderprallen?

Auch ist es sicher unbestritten, dass die Online- und die Offline-Disziplinen mehr und mehr zusammen wachsen, denn am Ende suchen alle - genau - eine starke Idee oder eine starkes Konzept.

Der Clash scheint eher Wunsch als Wirklichkeit der Macher zu sein.

Würde man eine echte Streitkultur und ein wirklich spannendes Aufeinanderprallen von Gegensätzen suchen, dann hätte man "Kulturen" einladen sollen, die Kreativität beschneiden oder verhindern.

Es wäre für mich viel interessanter, Hardcore-Marktforscher oder die Leiter von Einkaufsabteilungen in eine Auseinandersetzung mit dem Machern von erfolgreichen Ideen zu schicken. Es könnte eine interessante Diskussion sein, wie sehr eine Einkaufseinheit wie Mann/Tage die Kreativität und damit den Erfolg eines Unternehmens beeinträchtigen. Wie schizophren Pretests sein können, etc.

So werden die vermeintlichen Stars anderer Kreativ-Disziplinen ein harmonisches Stelldichein und eine gelungene Selbstpromotion abgeben, man wird Podiumsgespräche erleben, bei denen eigentlich alle einer Meinung sind und die Presse wird über diese ganze Blase berichten.

The show must go on.

Ach ja, juriert wird übrigens auch noch.

Es geht nämlich eigentlich darum, die besten Ideen zu prämieren.

Sonntag, 2. Mai 2010

Nach dem Partyrausch.

Der eine oder andere von Euch hat sich schon beklagt, dass hier momentan tote Hose ist. Dieser Vorwurf ist absolut gerechtfertigt.

In den letzen Wochen war ich stark in die Umstrukturierung unserer Agentur und natürlich in unsere 10-Jahresfeier involviert. Deshalb meine maue Bloggeraktivität.

Während das eine kontinuierlich weiter geht, ist das andere vorbei und ich werde wieder mehr Zeit für den Blog haben. Sorry nochmal für meine Abstinenz.

Ich mag den Blog eigentlich nicht so gerne für permanente Agentur-Eigenpromotion nutzen, aber die Party war einfach von so einer grandiosen Stimmung beseelt, dass ich doch drüber kurz reflektieren möchte.

Wenn man wie wir zum ersten Mal so einen „Businessevent“ mit rund 300 bis 400 Personen plant, dann macht man ein paar sehr interessante Erfahrungen. Und ist natürlich verdammt froh, dass das Ganze so ein toller Event geworden ist.

Da ich hier gerne Erfahrungen weiter gebe, bekommt ihr im Folgenden ein paar Organisationstipps, falls ihr es je mal vorhaben solltet, ein Fest dieser Dimension zu planen.

Meine zehn wichtigsten Erkenntnisse sind:

  1. Wenn du deine Einladung mit der Post verschickst, so gehe davon aus, dass rund 20% nicht ankommt (je wertvoller sie aussieht, desto höher vermutlich die Ausfallrate).
  2. Schreibe deinen Einladungstext mindestens in 20 Punkt Schriftgröße. Keiner liest das Kleingedruckte.
  3. Teile den Gästen unbedingt mit, bis wann sie sich wo und wie anmelden müssen. Mach den Anmeldeschluss am besten 30 Punkt groß.
  4. Überlege dir gar nicht erst, ob die Gäste einen Partner mitbringen dürfen. Sie tun es sowieso.
  5. Wenn du auf 300 Gäste kommen willst, lade 600 ein.
  6. Wenn du 400 Zusagen hast, rechne mit 15% „No-Shows“ – bei Werbe- und Medienleuten eher 30%.
  7. Die meisten Absagen kommen zwei Tage vorher – also wenn es peinlich wird, kurzfristig noch andere Leute einzuladen.
  8. Wenn du einen Showact planst, dann ist weniger mehr. Aber das wenige sollte dann verdammt gut sein und sich am besten am Rande der Gürtellinie bewegen  – das hält besagte Zielgruppe am ehesten bei Laune.
  9. Wenn es Redner gibt, zwing sie gnadenlos zur Kürze. Egal wie.
  10. Wenn du wirklich gute Stimmung willst, so lade einfach nur nette Leute ein.

Ein paar Impressionen unserer Party im Schmidt Theater. Hier gibt es ab Montag, 3.5.2010, noch mehr Bilder zu sehen. Weitere Eindrücke ausserdem auf unserer FB Fanpage.




















Die X-Party von Leagas Delaney Hamburg am 30.4.2010 im Schmidt Theater auf der Reeperbahn. Weitere Bilder unter www.ldhh-x.de