Sonntag, 5. Juni 2011

Das Ende des flotten Zweiers.

Sie sind ein echter Stützpfeiler der alten kreativen Schule: die Zweier-Teams, bestehend aus Texter und Art Director.

Der eine liefert das Wort, der andere das Bild, zusammen machen sie Konzepte. So sind auch mein Partner und ich "groß" geworden.

Heute noch sind sie in vielen Agenturen, auch bei uns, eine gängige Praxis. Natürlich sind diese Teams mehr oder weniger intensiv mit den Möglichkeiten der neuen Medien beschäftigt und integrieren sie in ihr Denken.

Zwei Gründe sprechen jedoch für ein Auslaufen dieses Teammodelles:

Erstens: Die schiere Komplexität der Themen „digital“ und „mobil“.

Zweitens: Die Herkulesaufgabe, eine wirklich einzigartige Idee zu schaffen. Eine, die es so noch nicht gab.

Beides erfordert die Ausweitung der kreativen Teams um Leute, die aus der Technik oder aus anderen Disziplinen kommen. Leute, die gesamtkonzeptionell denken können und trotzdem die eingefahrenen Bahnen verlassen, weil sie einen anderen Hintergrund haben (Programmierer, Architekt, Künstler, Fotograf, Regisseur, etc.).

Leute, die mit nichtklassischer Denkweise die klassischen Denker befruchten. Und umgekehrt.

Diese Forderung ist eigentlich keine neue. Sie konsequent umzusetzen gelingt wenigen, was immer noch an der ebenfalls kommunikativ-archaischen Struktur bei vielen Kunden hängt.

Und an der mangelnden Bereitschaft vieler Kreativen, sich auf 3er, 4er oder 5er einzulassen.

Sicher, das Brüten im stillen Kämmerlein muss auch in Zukunft sein. Und eine Person wird immer eine gewisse Initialzündung zu einer großen Idee geben. Aber das so eine Idee heute wirklich groß wird, hängt an der interdisziplinären Beteiligung und dem Einsatz mehrerer Leute.

Ein Personalaufwand übrigens, den viele Kunden noch nicht bereit sind zu bezahlen.

Wenn immer mehr Leute für eine ungewöhnliche Idee gebraucht werden, können die Budgets nicht noch weiter zurück gehen.

Sollte also gerade jemand eine Agentur konzipieren: bloß nicht zu viele Zweierbüros einplanen.

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