Montag, 25. Juni 2012

Craftlos in Cannes.

Jedes Jahr das Gleiche. Die deutschen Agenturen triumphieren in Cannes. Nur bei Film sieht es ganz düster aus. Zu diesem Thema könnte ich meinen Beitrag vor fast genau einem Jahr kopieren.

Trotz des historisch einmaligen Ergebnisses der Kreativnation Deutschland gab es in der Film- und in der Film Craft-Kategorie keinen Löwen. Null. Nada. Niente. Käfig leer.

An den nötigen Ideen kann es bei solch einem Triumph nicht liegen. Liegt es auch nicht. Der Grund ist gänzlich banal und hat sich seit dem letzten Jahr nicht geändert:

Uns Deutschen fehlen die nötigen Filmproduktions-Budgets.

In dieser Disziplin denken deutsche Kunden alles andere als international.

Der eine Drehtag mehr. Die Portion extra Equipment. Die besseren Darsteller. Mit den höheren Buyouts. Die Handvoll mehr Statisten. Der bessere Art Director für den Set. Die Location im Ausland. Ganz zu schweigen vom favorisierten Regisseur. Mit der höchsten Gage. Und vieles mehr.

Wir alle wissen aus endlosen Pre PPM- und PPM-Diskussionen, dass hier häufig Abstriche gemacht werden müssen. Und die B- oder C-Ware zur Auswahl kommt. 

Was vielen Filmen ihre Qualität nimmt. Und damit die Chance, ein richtig erfolgreicher Streifen Kommunikation zu werden.

Natürlich muss eine große Idee nicht zwangsläufig vom Budget abhängig sein. Es gibt immer wieder geniale Filme, die mit kleinem Budget ihren Punkt machen. Aber diese Filme sind die Ausnahme. Und sie tauchen meistens auch nicht in den vorderen Rängen auf.

Es sollte nicht vergessen werden, dass der Wettbewerb um die Gunst der Viewer auf YouTube immer härter wird.

Wer da wirklich auffallen will, braucht entweder den kreativen Geniestreich. Oder Opulenz. Idealerweise beides.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in Deutschland alle Budgets über 300.000 Euro als politisch unkorrekt behandelt werden. Besonders bei Controllern.

In dieser Kategorie denken die Marketingleute in England und Amerika anders (und scheinen auch ihre Controller besser beeinflussen zu können). Die wissen durch ihre Blockbuster-Denke, was großes Kino ausmacht. Ob Film oder Werbefilm.

Und vielleicht liegt es daran, dass sie Filme machen können, die für die ganze Welt gedacht sind – und ihre nationalen Niederlassungen dann um den jeweiligen Obolus bitten. Bzw. ihn einfach berechnen.

Da hat der englische Kreative dann einfach den Standort- und Sprachvorteil.

Dennoch gibt es viele globale deutsche Marken, die nach wie vor den filmischen Sparstrumpf stricken.

Ob am Ende mehr zurück kommt, wenn man beim Produktionsbudget allzu sehr knausert, ist einem Controller schwer zu vermitteln. 

Emotionen kann man nicht abzählen.

Darüber hinaus: In welchem Zusammenhang die Filmpleite mit unserem ebenfalls typisch deutschen Agentur-Goldideen-Wahn zu tun hat: erneut der Hinweis auf meinen Beitrag vom letzten Jahr.

Mein Lieblingsfilm in der Film Craft-Kategorie ist das P&G Werk für die kommende Olympiade in London. Er besticht nicht durch spektakuläre Animationen oder eine teure Post Produktion. Das meiste Geld wurde vermutlich in Darsteller, Locations, Reise, Musik und Drehtage investiert.

Ich bin sicher, das Geld ist im Sinne der P&G-Marke(n) hervorragend angelegt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

großes kino. wow.

Michel hat gesagt…

Das Teil hätte doch viel besser für die Paralympics gepasst. So ist das eher was fürs Mutterkreuz.