Donnerstag, 16. August 2012

Satt?

Ist die deutsche Gesellschaft nicht mehr hungrig nach Erfolg? Das Abschneiden der deutschen Olympioniken hat eine Diskussion vom Zaun gebrochen, ob wir noch den nötigen Willen, die Leidenschaft und die Einsatzbereitschaft zeigen, um ganz vorne dabei zu sein.

Während in anderen Ländern schon in der Schule der Leistungsgedanke propagiert und konsequent gefördert wird (sowohl finanziell als auch ideell), werden solche Konzepte hierzulande inzwischen als Leistungsfetischismus verurteilt.

Ob materiell, ideell oder gar beides: jeder Erfolg erfordert ein hohes Maß an Zeit und Hingabe.

Haben wir Deutschen diese Hingabe verloren? 

Auch im Wirtschaftsleben lassen sich Parallelen zum Sport finden. 

Der Begriff Work-Life-Balance hat längst viele Unternehmen im Griff. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange die Preis-Leistungs-Balance stimmt.

Ganz klar, der Titel, der Anspruch und das Gehalt müssen für den karriereorientierten Menschen von heute stimmen. Und ganz klar, der emanzipierte Mitarbeiter hat ein Anrecht darauf, diesen Anspruch mit weniger Einsatz, weniger Risiko und weniger Verantwortung zu erwerben.

Hat er?

Speziell die Agenturbranche lebt vom Einsatzwillen und der Leidenschaft seiner Protagonisten. Und bezahlt dafür auch nicht so schlecht. Sicher ist der Umgang mit diesem Mehreinsatz eines der heikelsten Themen, die unsere Branche umtreiben.

Doch wenn die kreative Elite nur noch Dienst nach Vorschrift macht, steht das Businessmodell „Agentur“ vor dem Kollaps.

Die Ware, die wir herstellen, lebt nun mal von Hingabe und der Bereitschaft zum Umgang mit der Unkalkulierbarkeit.

Geniale Ideen hat ein guter Kreativer manchmal nach einem Tag, manchmal auch erst nach 2 Wochen. Wer kann das schon voraussagen?

Der Kampf um die bessere Idee, die Bereitschaft, noch mal alles zu hinterfragen, noch mal ganz von vorne anzufangen, ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Tendenz, sich früh zufrieden zu geben, ist sichtbar gestiegen ist. 

Vielleicht auch ein Grund, warum der Goldideen-Zirkus in Deutschland boomt wie in keinem anderen Land.

Er ist nicht nur ein Marketinginstrument für Agenturen, er ist auch der weitaus bequemere Weg für Kreative, an Medaillen zu kommen. Es gibt so gut wie keinen Kampf mit dem Kunden um die bessere Idee (welcher Kunde wehrt sich schon gegen etwas, dass er geschenkt bekommt)?

Es wird in den Kommentaren zu diesem Artikel sicher wieder das Argument erscheinen, Agenturen seien selbst Schuld, weil sie ihre Mitarbeiter ausbeuten.

Beuten Agenturen wirklich ihre Mitarbeiter aus? Ist es nicht an der Zeit, dieses Alibi endlich wieder abzulegen? Schaffen Agenturen nicht auch für viele Menschen eine Plattform, Erfolg zu haben, den sie sonst nirgendwo anders hätten?

Bei mir war das so. Und ja, es hat mich viele Überstünden und viel Quälerei gekostet. Dafür waren aber auch die Erfolgsmomente umso schöner.

Es ist doch in jedem Beruf das gleiche, wer vorne mit dabei sein will, der muss immer eine Schippe drauf legen. Die Extrameile gehen. Sich permanent hinterfragen.

Sich dem Beruf hingeben. Den Erfolg suchen.

Das ist in der Tat anstrengend. Aber auch eine riesige Chance, schnell weiter zu kommen. Schneller als in vielen anderen Branchen. 

Bei den olympischen Spielen haben die Briten gezeigt, dass es einen Weg abseits des Dopings gibt, um Höchstleistungen zu erzielen.

Er nennt sich Lust auf Erfolg.

Cool Britannia.