Dienstag, 20. November 2012

Die Ranking-Spiele 2013 sind hiermit eröffnet.

Bei jeder großen Meisterschaft gibt es eine Qualifikation. Die Qualifikation für die Ranking-Spiele 2013 fand in den letzten zwei Monaten statt.

Es fing damit an, dass der Kostendruck aus den Unternehmen immer mehr Probleme in den Agenturen bereitet und die Geldreserven wie den Goodwill für Awardideen (Einsendegebühren, Produktion, Personal) massiv zum Schmelzen brachte.

Die Zunahme der Menge an Wettbewerben bei gleichzeitigem Rückgang ihrer Akzeptanz lies die Teilnahmemotivation gegen Null gehen. Jürgen Klopp würde sagen: es fehlt die Gier.

Großinvestoren und jahrelange Ranking Spitzenreiter ließen daraufhin verkünden, dass sie in 2013 ihre Wettbewerbsteilnahme aussetzen. Sie entziehen damit ganz nonchalant den Veranstaltungen, die sie über Jahrzehnte groß gemacht haben, die Existenzgrundlage. Fair geht anders.

Der ADC in Person des neuen Vorsitzenden Dr. Stephan Vogel startet daraufhin die Initiative, das Ranking zu kontrollieren und nur noch wenige Wettbewerbe als Ranking würdig zu erklären (AAA Rating).

Die Fachpresse schreit auf, dass diese Initiative nicht die richtige Lösung für das Fake-Problem wäre. Dabei ist das Fake-Problem gar nicht der Hauptgrund für die Misere, sondern nur einer ihrer Auswüchse.

Was die Fachpresse nicht schreibt: ihre Medienkooperationen mit diversen Awardveranstaltern stehen der Kippe. Und damit Content und sonstige Barterdeals. Und sie verlieren die Hoheit über einen Medien-Event, den sie jahrelang gepflegt – und von dem sie jahrelang profitiert haben. 

Zu guter letzt veröffentlicht das Manager Magazin dieses Jahr in der Dezember-Ausgabe wieder sein Ranking und ruft die kreativsten Agenturen Deutschlands aus – so, als ob es die letzten Jahre keine Diskussion gegeben hätte.

Das Manager Magazin hält der Wirtschaftselite regelmäßig den moralischen Spiegel vor, betreibt aber mit dem Ranking selbst Wettbewerbsverzerrung. Es ignoriert, dass dieses Ranking eigentlich der Auslöser allen Übels ist.

Genau um dieses verdammte Ranking geht es doch den meisten Agenturlenkern, die Awardshows finanzieren und Fakeideen in ihren Agenturen zulassen: dem Ritterschlag zum Kreativstar vor Augen der deutschen Wirtschaftsoberschicht. Das gängige Kalkül ist, die Vorstände lesen nicht die Werbefachpresse, aber sie lesen das Manager Magazin.

Soweit der Stand der Qualifikation für die Ranking-Spiele.

Mein Kommentar dazu: ich bin so was von Ranking müde.

Dieser Wahnsinn verschwendet nicht nur Kosten, sondern vor allem auch viel zu viel kreative Energie.

Es wird Zeit, den Massenaward-Tourismus einzudämmen. Ohne den guten und verdienten Wettbewerben die Daseinsberechtigung mit Einsendeboykott zu nehmen. 

Die Initiative des ADC ist wenigstens einmal der Versuch, mehr Struktur und Sinnhaftigkeit in das Ranking Spiel zu bekommen. 

Es ist doch klar, dass nur Wettbewerbe in ein Ranking einfliessen sollten, die alle Disziplinen bedienen.

Momentan werden rund 24 Wettbewerbe berücksichtigt, also Spezialwettbewerbe (z.B. Ramses, DMAA Online Star, Die Klappe, etc.) wie Generalisten-Wettbewerbe (ADC, Cannes, One Show). Dies zu vergleichen, ist in etwas so, als Olympia, Fußball WM, Billiard WM und Schach WM in einen Topf zu werfen und zu sagen, die sportlichste Nation ist die, die in allen Wettbewerben am erfolgreichsten ist.

Ich bin sicher, dass die ADC-Initiative auch den Nischen-Awards (also Ramses, Klappe, DMAA Online Star) keine Teilnehmer kostet, denn sie haben ihre Reputation und – berechtigterweise – auch ihre Presse.

Aber sie haben in einem Kreativ-Ranking nix verloren.

Im Idealfall wird das Ranking einfach abgeschafft. Damit folgt Deutschland allen anderen Ländern dieser Welt – die erst keines aufgestellt haben.

Also: Gold für das Abschaffen des Kreativ-Rankings 2013 geht an das Manager Magazin.

Freitag, 9. November 2012

Effekt trifft Effizienz. Ein Streitgespräch.

Aufgenommen während der GWA Effie Jury. Das Gespräch könnte aber auch bei jedem anderen Meeting in deutschen Werbeagenturen oder Marketingabteilungen entstanden sein.

Effekt: Wow, das wir endlich mal miteinander sprechen. Das ist doch ein Kracher.

Effizienz: Ich hab nicht viel Zeit, komm zur Sache.

Effekt: Diese sogenannten Kommunikationsexperten schlagen sich immer alle die Köpfe ein, wie viel ich wert bin.

Effizienz: Ohne mich wärest du das berühmteste Kostengrab der Welt.

Effekt: Und ohne mich würde sich kein Schwein für dich interessieren.

Effizienz: Es ist doch nur im Interesse der Unternehmensinhaber oder Aktionäre, dass du nicht zu viel Geld verschlingst.

Effekt: Als wenn es bei mir nur ums Geld ginge. Ich will, das möglichst viele Menschen über mich reden.

Effizienz: Was haben die Geldgeber davon, wenn man einen Tag über dich redet – und danach nie wieder?

Effekt: Na, je mehr sie in mich investieren, desto länger redet man über mich.

Effizienz: Aber ich glaube, es gibt einen Weg, dass man länger über dich redet, ohne dass das immer gleich mit mehr Geld ausgeben verbunden ist.

Effekt: Und wie heisst der Weg?

Effizienz: Kreativität. Oder meinetwegen: eine große Idee.

Effekt: Das zu entwickeln kostet doch auch Geld.

Effizienz: Ja, aber es gibt inzwischen viele Agenturen, die wegen einer guten Idee aufs Geld verdienen verzichten. Die müssen wir finden.

Effekt: Verwechselst du das nicht eher mit dem Show-Effekt? Ich bin der, über den  möglichst die ganze Welt reden soll. Und nicht nur die Kreativwelt.

Effizienz: Ja ja, aber weil die Kreativwelt so geil auf den Showeffekt ist, kann man sie ja vielleicht dazu kriegen, das eine mit dem anderen – dem echten Effekt – zu verbinden.

Effekt: Das verstehe ich nicht.

Effizienz: Na ja, wir motivieren Agenturen, für lau eine Goldidee zu entwerfen, die dann auch ihre Arbeit macht.

Effekt: Das werden die Agenturen aber nicht gut finden.

Effizienz: Warum, das praktizieren sie doch schon seit Jahren im großen Stil.

Effekt: Da würde ich nicht mitmachen.

Effizienz: Schlauberger, auf die Idee sind einige Agenturen jetzt auch gekommen. Aber da laufen doch immer noch viele eitle Agenturlenker rum, die jetzt den Thron der Aussteiger erklimmen wollen.

Effekt: Ich glaube trotzdem, dass dein merkwürdiges Kalkül nicht funktioniert. Immer mehr erreichen wollen, aber immer weniger dafür investieren. Erstes Semester BWL: no way.

Effizienz: Irgendeiner gibt sich immer dafür her.

Effekt: Aber dafür bekommst dann auch nur irgendeinen Effekt. Und nicht genau den, der dein Problem nachhaltig löst.

Effizienz: Effekt ist doch Effekt.

Effekt: Eben nicht. Wenn ich wirklich etwas bewirken soll, dann darfst du mich nicht als One-Night-Stand betrachten, sondern als längere Beziehung zwischen einer Marke und den Konsumenten.

Effizienz: Immer dieses Beziehungsgelaber. Ich will verkaufen. Und dabei sparen. Ein bisschen weniger geht doch immer. Unsere Procurement-Spezies haben den Waffenschrank voller Daumenschrauben für Verhandlungen. Die machen das schon.

Effekt: Was du und deine Procurement-Spezies nicht verstehen, ist der Umstand, dass man eine große Idee nicht in Mann/Tagen einkaufen kann. Noch dazu immer größere Ideen in immer weniger Mann/Tagen.

Effizienz: Bis jetzt habe ich die Erfahrung gemacht, dass das doch geht.

Effekt: Aber warum suchst du dann immer noch nach einer neuen Agentur.

Effizienz: Na ja, die alte hatte irgendwie nicht die zündenden Ideen.

Effekt: Wen wundert's, wenn du ihr immer weniger Mann/Tage bezahlen willst, dann erreichst du irgendwann Null Mann/Tage.

Effizienz: Perfekt. Das wäre das ideale Ergebnis.

Effekt: Ne, dann ist kein Mann mehr da, der dir die Arbeit macht.

Effizienz: Jetzt übertreibst du aber.

Effekt: Das liegt in meinem Wesen. 

Effizienz: Ups, Zeit ist um, ich muss weg.

Effekt: Aber wir sind doch noch gar nicht richtig zum Problem vorgedrungen.

Effizienz: Egal, mehr Substanz liegt nicht im Budget. Das hier muss reichen.

Effekt: Und Tschüß.