Freitag, 22. Januar 2016

Die Urinprobe der Zukunft. #ces2016

Soll ich. Oder soll ich nicht. Es geht um die Entscheidung, ob ich als Kommunikationsexperte oder Kreativer die CES besuchen muss.

Die größte Messe für Unterhaltungselektronik findet alljährlich in der Wüste statt. Zur Consumer Electronics Show reisen seit wenigen Jahren auch Agenturleute. Weil es keine Electronics Show mehr ist. Sondern eine Technology Show im digitalen Zeitalter. Mit Technologien, die auf unsere Branche immer größeren Einfluss haben.

Der GWA (Gesamtverband Kommunikationsagenturen) hat dieses Jahr eine Reise organisiert, der ich mich angeschlossen habe. Mein Resümee lautet: die Reise lohnt sich. 

Allein schon, um mal wieder dieses "nichts ist unmöglich" Gefühl einzusaugen, das dich auch im Silicon Valley permanent umweht und zu Größerem motiviert.

Die CES ist aber eben auch eine Messe. Und wie auf Messen üblich, versucht sich jeder Aussteller ins bestmögliche Licht zu rücken. Das kann auf Dauer anstrengen. Denn du tingelst im Strom von rund 170.000 Besuchern von Hotel zu Hotel, weil die Messen in eben jenen stattfinden. Leider haben es die Organisatoren nicht geschafft, ihre eigene Agenda (u.a. Urban Mobility mit effizienten Transportmöglichkeiten) auf den Wegen zwischen den Hotels in die Tat umzusetzen.

In den Ballrooms der Hotels werden die Keynote Speeches zelebriert. Vor bis zu 3000 Leuten. Sie waren für mich die Highlights des Trips, weil du das innovative Denken und den Spirit der Firmen sowie den opulenten wie multimedialen Präsentatiosnstil der CEOs hautnah miterlebst, u.a. Intel, Netflix, YouTube und Samsung.

Neben diesen Substanz-Showeinlagen ist die CES in erster Linie ein Update aller Technologien – für deinen inneren Tauglichkeitscheck. Welche dieser Technologien wird einen entscheidenden Einfluss auf unser Kommunikationsbusiness haben?

Mein Fazit:

An erster Stelle wird uns Virtual Reality in den nächsten Monaten und Jahren kreativ herausfordern.


VR von Samsung


Die VR Brillen werden immer besser und immer bezahlbarer. Der Content wird immer vielseitiger und bringt immer mehr Hersteller auf den Plan. Die Pornoindustrie legt mächtig los. Ein unweigerlicher Gradmesser, dass diese Technologie ein massentaugliches Geschäft wird.

YouTube kooperiert mit GoPro und Vrse, einer Firma, sie sich auf VR Content spezialisiert hat.


CEOs von GoPro, Vrse und YouTube.


Was unser Leben ebenfalls stark verändern wird, ist die Vernetzung von bisher nicht vernetzten Gegenständen des Lebens. Overall connectivity. Jeder und jedes verbindet sich mit jedem und allem.


Die interaktive Türklingel.


Autocockpit der Zukunft


Szenario: Ich habe Freunde zu mir nach Hause eingeladen, stehe aber mit meinem Auto im Stau. Ich sehe, dass meine Freunde an der Türe klingeln. Ich checke kurz, wie der Kühlschrank befüllt ist und stelle fest, dass nicht mehr genug Bier im Haus ist. Ich bestelle über mein Display im Auto online schnell einen Kasten bei einem Lieferdienst, teile das meinen Freunden über das Türklingel-Display mit und öffne gleichzeitig die Haustüre. Wenn ich nicht so ein Display habe, schaffe ich das vermutlich auch mit meinem Smartphone.

Denn auch das wird uns mehr und mehr beschäftigen. Das Smartphone wird zum Zentrum unseres Daseins. Zum Schlüssel für Kommunikation.

Ein weitere Treiber unserer Branche wird die Art sein, wie wir Informationen (Daten) über Zielgruppe gewinnen. Der Prozessor Platzhirsch Intel, mit seinen immer kleineren, dünneren und immer leistungsfähigeren Halbleiter-Chips, hat einen faszinierenden Blick in die Zukunft gewährt.

Prozessoren lassen sich inzwischen überall integrieren und ermöglichen eine schnelle und unkomplizierte Gewinnung von Daten. Im Sport, in der Medizin und im Gaming. Auch Dronen werden immer leistungsfähiger und talentierter.



Auf der CES siehst du eine ungeheure Zahl solch innovativer Entwicklungen. Auch die Toilettenschüssel, die dir beim kleinen wie großen Geschäft medizinische Hinweise erstellt. Von diesen Entwicklungen werden vermutlich nur 5% überleben. Aber allein die Stimmung, welche in der Start-up Exhibition spürbar war, motiviert dich für große Taten.


Die interaktive Toilettenschlüssel.

Als Kreativer wehrt man sich gerne gegen die These, dass Technologien unsere Ideen bestimmen werden. Oder gar die Idee selbst sind. In mir reift  jedoch die Erkenntnis, dass die wahnsinnige Kreativität in der technologischen Entwicklungen sehr viel kreatives Potential für unser Geschäft birgt. 

Wer daran zweifelt, der sollte unbedingt auf die CES. Denn diese These wird dort Realität.

Und wie finde ich Las Vegas?

Die Stadt allein ist keine Reise wert. Außer du bist Oberzocker. Ein Fan von in die Jahre gekommenen Rock- und Popstars. Oder im Hotelfach tätig. 

Aber in Zukunft wirst du die Stadt trotzdem in 10 Minuten kennen gelernt haben, ohne dort gewesen zu sein. VR macht es möglich.

Auf der CES brauchst du Steherqualitäten.
Und Inspiration musst du manchmal auch aussitzen.